Schicksal

Was verstehen wir unter Schicksal?

Das Unveränderliche, Unbeeinflussbare, Unausweichliche. Gibt es das? Gibt es das ohne unser Zutun? Ist es nicht gerade so, dass wir eine Wiederholung akzeptieren, anstatt eine Veränderung, einen Gegenentwurf zu wagen? Wieso sich ergeben in sein Schicksal?

Schicksal als Hinnehmen des Einflusses einer höheren Macht, der man sich nicht entziehen kann? Wer oder was sollte das sein? Gott, Götter, höhere Mächte, die einem einen Weg, bestimmte Erfahrungen, Aufgaben zuweisen? Karma, das aus den Taten eines vorigen Lebens dieses jetzige beeinflusst? Sollen wir etwas lernen für das nächste Leben?

Das sind alles Erklärungsversuche, die meist aus den Axiomen einer Religion stammen, Muster, die die Welt erklären, und seien sie noch so falsch … Warum wird das Leben auf der Erde als so negativ, anstrengend, aussichtslos und nur durch den Tod ertragbar geschildert? Die Erlösung ist das Jenseits, das Paradies, wo Milch und Honig fließen, wo man für die Mühsal des irdischen Lebens belohnt wird … ggf. über den Umweg durch die Hölle, wo man für sein un-tugendhaftes Leben büßen muss.

Wem nützen solche Aussagen? All jenen, die weltliche und religiöse Macht besitzen und bewahren wollen und die andere für sich schuften lassen … Schicksal ist das, womit man sich abfinden muss …

Schicksal als nicht-religiöse Tatsache: das Hineingeboren-Sein in eine Konstellation aus Menschen in sozialen Schichten, einem dort vermittelten Bewusstsein, einem Ein- und Auskommen, Arbeit, Bildung, sozialer, gesellschaftlicher wie materieller Sicherheit usw. Sein bestimmt das Bewusstsein (Marx), wie dieses sich selbst und seine Umgebung wahrnimmt, beeinflusst und gestaltet.

Die Bedingungen für einen kreativen Weg durchs Leben sind durch die Gegebenheiten des sozialen Miteinanders eingeschränkt. Staatliche und soziale Einrichtungen können den Gestaltungsrahmen, in dem sich Menschsein, Bildung, Kommunikation usw. ausprägen, gestalten, ausweiten, aber eben auch einschränken.

Was wäre der Gegenentwurf? Allgemeine Menschlichkeit, die jedem die Möglichkeit gibt, sich, sein Potenzial, zu entfalten, sein Schicksal selbst zu bestimmen.

Was sind Glaubensgrundsätze?

Was/Wer ist Gott?

  • Die Menschen haben sich im Laufe der Evolution auf verschiedene Arten Vorstellungen vom Göttlichen, Übersinnlichen usw. gemacht
  • Meister, Propheten u.a. haben Botschaften Gottes verbreitet, die dann z.B. in Heiligen Schriften aufgeschrieben wurden und Glaubensgrundsätze, religiöse Riten etc. begründen

Glaubensgrundsätze sind Kultur-stiftend und maßgeblich für Philosophie, soziales Miteinander, Politik etc. und somit auch für alle Probleme dieser Welt

Kernaussagen aller bzw. der meisten großen Religionen sind:

  • Gott/Götter haben die Welt, das Universum, Pflanzen, Tiere und Menschen geschaffen
  • Die Schöpfung, somit die Menschen sind von Gott getrennt, Gott ist ein Über-Wesen
  • Gott/Götter nehmen Einfluss auf die Menschen, belohnen (Himmel), bestrafen (Hölle)
  • Die Menschen versuchen durch Gott-gefälliges Leben in den Himmel zu kommen (Transzendenz)
  • Religionen grenzen sich gegen andere Religionen ab, verkünden unterschiedliche Heilswege
  • Auch wenn Religion und Politik faktisch getrennt sind, bilden sie einen gemeinsamen kulturellen Rahmen
  • Aus dem kulturellen Rahmen ergeben sich Gesetze, Machtstrukturen, Wertesysteme
  • Aus der Abgrenzung bzw. übersteigerter Heilsbotschaften gegenüber anderen ergeben sich Hegemonialansprüche, letztlich oft kriegerische Auseinandersetzungen
  • aus Basis der Unterscheidung wird regionaler wirtschaftlicher Mangel transzendiert, als das Ungerechte/Böse der anderen ausgelegt

Kernaussagen einer neuen(?) Spiritualität:

  • Gott ist Alles, Gott ist das Leben, Gott ist die Liebe, Gott ist das „Ich bin“, Gott ist somit kein Wesen
  • Die Menschen, alles Leben, das Universum sind Projektionen Gottes
  • Der Mensch, seine Seele, ist ein Teil von Gott
  • Gott erkennt sich in seinen Teilen
  • Menschen erkennen sich als Teil von Gott, wissen sich als nicht getrennt von Gott
  • Alles ist (Alles, Eins), jede Trennung ist eine Illusion
  • Es gibt somit kein Richtig/Falsch, Besser/Schlechter, Gut/Böse, Himmel/Hölle, nur Illusionen darüber
  • Mit dem Wissen, dass Illusionen nicht die Realität widerspiegeln, kann eine andere, menschliche/göttliche/friedliche Kultur entstehen

Alternativen ohne Gott?

Brauchen die Menschen heute Gott?

Nicht Gott hat die Menschen nach seinem Bild geschaffen, sondern die Menschen haben sich Götter zur Erklärung ihres Daseins erfunden, und dort eingesetzt, wo ihre Erklärungen keinen Sinn ergeben. Deshalb haben die meisten Götter auch ziemlich menschliche Regungen, sind rachsüchtig, gemein, verstoßen gegen die Gesetze, die den Menschen auferlegt wurden.

Gott ist also ein Konstrukt, das wir Menschen nicht wirklich brauchen. Denn, wenn wir erwachsene Menschen sein wollen, dann brauchen wir niemanden, der über uns richtet, als eben wieder wir Menschen, zumal er/sie es ohnehin nicht tut …

Gott ist die Liebe!

  • Respekt gegenüber dem Anderssein
  • Gleichberechtigung, Vielfalt
  • Hilfe zur Selbsthilfe
  • Synergien

Gott ist das Leben!

  • Das Leben ist radikal, ist evolutionär, es überlebt nur das, was dazu taugt
    das heißt nicht zwingend: stark, brutal, machtvoll, verdrängend
    sondern: intelligent, nachhaltig, erhaltend, anpassend
  • Menschen, die dies berücksichtigen, stehen für:
    • Respekt vor dem Leben, dem Anderen, vor jedem
    • nachhaltiges Wirtschaften: im Einklang mit der Natur, keine Ausbeutung, Regionalität trotz Globalisierung
    • Gemeinwesen, Füreinander, alles was uns allen nützt, egal wo auf der Welt
    • Gleichgewicht der Kräfte
    • kein Sozialismus, aber soziales Gewissen, teilen, Förderung der regionalen Entwicklung
    • keine Ausbeutung, keine Privilegien aus regionalen Vorteilen